8 Tage Segeln - 2 Tage Wind


Tja. Die Vorhersage ist schon hart für eine Segelwoche. Und mit kein Wind ist Wind um die 1 - 2 Knoten gemeint. Das reicht nicht mal zum Trocknen für die Badehose. Also genau überlegen und das Maximum rauskitzeln :-)

Am 26. ist Wind aus Südwest angesagt - bis 12 Knoten im Mittel. Das könnte reichen, um nach Sonderburg zu fahren. Von Schleswig aus wohlgemerkt - knappe 35 Meilen. Dann hat man zumindest schon mal eine Segeltour in der Woche drin. Bleibt noch die Hürde mit der Brücke in LIndaunis... 10:30 ist die erste Öffnung. Um acht Uhr legen wir ab ... wobei, um acht Uhr lege ich ab. Meine Frau liegt noch und hat sich die Decke über die Ohren gezogen. Noch in der Hafenausfahrt setze ich beide Segel, da ich da nach Süd motore und nehme dann Kurz Ost auf die Schlei. Bis auf ein Stück bei Misunde und vor der Brücke bei Kappeln brauche ich keine Maschine. Es läuft. Ich schaffe zwar nicht die Brücke um 10:30, sondern erst eine Stunde später, aber das ist mir das Segeln durchaus wert. Auch wenn ich tatsächlich fast eine Stunde in Regenjacke ranmuss. Wir schliessen dann die Kuchenbude und fahren unter vollen Segeln aus dem Zelt.


Kappeln ist in einer Stunde nicht zu schaffen. Weder unter Segel noch mit der Maschine. Es sei denn, man fährt den alten Motor direkt in die Hölle. Also trödeln und die Kappeln Brücke um 13:45 statt 12:45. Dann noch kurz nach Schleimünde rausgesegelt und die See steht uns offen.
Bei Kalkgrund dreht der Wind. Nordwest bis Nord-Nordwest. Dummerweise fahren wir in genau die Richtung. Es ist mittlerweile spät, wir kommen kaum noch von der Stelle. Wir schalten 5 Meilen vor Sonderburg die Maschine dazu.

Der Hafen ist erstaunlich voll. Die ersten beiden Gassen, in denen wir sonst immer Platz finden, sind voll. Ein Wendemanöver misslingt. Bei dem Versuch nach hinten zu hasten und das Boot vom Dalben abzudrücken und wieder nach vorn zu hasten, trete ich auf die Pinne. Ein kurzes, trockenen *kratschknirsch* zeigt mir an, dass das alte Holz das zeitliche segnet. Aber ich bin mittlerweile fast ein Profi. Über den Schaden kurz gelächelt weiter konzentriert durch den Hafen. 2 Gassen weiter finden wir dann einen Platz, Ein aufmerksamer Segler zeigt ihn uns über den Steg an. Mit einem Seufzen fahren wir in die Box und Sacken auf den Polstern zusammen.

Am 27. ist Landgang angessagt. Shoppen und Trödeln in Sonderburg. MIt Eistüten, Konzert im Park und gemütlichen Pausen an den Bänden am Strand. Die Vorhersage ist unverändert. Morgen ist noch mal Wind. Bis 20 Knoten aus Nordwest - Morgens noch bei 10. Wir entschließen uns, gegen 9 am nächsten Tag nach Schleimünde zu segeln. Wir haben den Hafen dort seit dem Sturm im letzten Oktober noch nicht besucht.

In Schleimünde hatten wir einen netten Nachmittag an Bord der Juli mit Jutta und Ulli (und dem Schiffschef Archie), denen wir beim Anlegen zur Hand gingen. Die Zeit verging wie im Flug und am frühen Abend zogen wir uns auf unser Schiff zurück, wo die Küchenchefin das beste Essen zauberte, was jemals auf Schleimünde gereicht wurde (Gnoccies mit Thunfisch und Erbsen in einer italienienschen Tomatensauce).



Da es sich mit dem Wind so gut wie erledigt hatte, legten wir gleich erst mal einen Strandtag ein. Baden in der Oststee im Windschatten der Halbinsel - und wir hatten den Strand fast für uns alleine. Mit dümpeln und Café vertrödelten wir den Tag. Abends saßen wir mit Petra und Dirk auf Ihrer LM26, die gegenüber am kurzen Längssteg festgemacht hatten, und erfuhren viele kleine neue Details zur Schlei. Obwohl die beiden auch aus der Gegend von Göttingen stammen, kann man Sie hier an der Schlei fast als Eingeborene bezeichnen.

Am Folgetag, dem 30.7.. legten wir - nach einem kurzen Sonnen- und Ostseebad - nach Kappeln ab. Bei 4 m/s Wind frontal auf die Box legten wir unter Segel ab: Erst im Rückwärtsgang aus der Box, dann mit backgehaltener Fock in den Wind gedreht und abgehterderpeter :)
Unser erstes Ablegen unter Segel - da haben wir wieder viel über das Boot dazugelernt. Per Schmetterling ging es dann im sanften Wind nach Kappeln.
In Kappeln wurden wir durch einen Anruf aufgeschreckt. Die Meltemi mit Rolf und Max suchte uns ins Schlewswig. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag bei der Fähre von Missunde. Mit leichtem Wind schlichen wir die Schlei hinauf - hier und da musste auch mal die Maschine kurz unter die Arme greifen, wenn die Geschwindigkeit ins bodenlose absackte.
Wir verbrachten eine wunderschönen Abend auf der Meltemi direkt vor dem Fährhaus. Das lockte zwar mit lecker anmutender Karte, aber die Reste mussten weg - auf beiden Schiffen. So hatten wir dann Essen für eine Hundertschaft, verschiedene Gerichte und es gab sogar Cornichons zum Nachtisch.