Bolle reißte jüngst zu Pfingsten... Sonderburg mal kompliziert


Das verlängte Pfingstwochenende sollte zum Saisonstart herhalten. Ein verkorkster Jahresanfang im privaten Bereich führte zu einem verspäteten Start der Saison.

Die Übernahme des Bootes bei der Werft entpuppte sich als unglatt. Personelle Probleme hatten die Wartungsarbeiten etwas verzögert und den Winterdienst etwas leiden lassen. So übernahmen wir das Boot mit den Fehlern aus 22 - und eine zusätzlich ausgesaugten Bordbatterie.
Alles nicht weiter wild... würde nicht die Standheizung eine Spannung von mehr als 12.2 Volt an der Batterie verlangen, um zu zünden. Bei 6 Grad Nachttemperatur konnte da nur noch die Wärmflasche helfen.

Glück im Unglück: die schon totgeglaubte Batterie nahm noch einmal Volt auf. Wir verbrachten dennoch den ersten Tag zur Entlastung der Batterie bei einem Einkaufsbummel in den Baumärkten von Flensburg mit einem abschließenden Einkauf im Fördepark (hier besonders zu empfehlen: Ciao Bella - der Italiener. Eine gelungene Auswahl an italienischen Gerichten - und es schmeckt vorzüglich).

Mittwoch morgen dann legten wir um 5:00 ab mit Ziel Sonderburg - grob 35 Meilen. Wir hatten gehört, dass die Brücke in Lindaunis gerade keine Brücke ist und ein Loch in der Baustelle per Ampel die Schiffahrt regelt. Beschwingt dampften wir dahin (von Wind keine Rede) und fuhren mit einem Schnitt von 5 Knoten durch nach Schleimünde. Die davorliegende Brücke in Kappeln erwischten wir gerade kurz vor dem Schließen in voller Fahrt (ein augenzwinkernder Dank an den umsichtigen Brückenwärter)

Schleimünde liess uns mit offenem Mund einlaufen. Ein einziger Mast pendelte im Hafen - ein Besucherschiff mit 3 Leuten, was sich gleich wieder auf den weiteren Weg machte. Wir waren ALLEIN.

Die ganze Halbinsel - mit Binnenstrand, Ostseestrand, Leuchtturm, Dampferanleger und Hafen.... Wir waren schon oft auf der schönen Halbinsel und wissen die Umgebung zu schätzen - aber allein... das gab es noch nicht. Wir unterbrachen die Tour nach Sonderburg und machten halt - bei schönestem Sonnenschein und einem lauen Wind - sogar sonnen am Strand war drin - und der Kapitän prüfte seinen Shorty im gefühlt gefrorenen Wasser.


Die Fahr nach Sonderburg am nächsten Morgen begann wieder gegen 5 - 15 Minuten vor Sonnenaufgang. Der Sonnenaufgang war direkt bei Ausfahrt hinter dem Leuchtturm zu sehen - ein besonderes Bild. Und einer der letzten schönen Momente an diesem Morgen. Aber der Reihe nach: Nach dem Leuchtturm ging die Eignerin wieder zu Bett - der Kapitän übernahm die erste Wache.
Es war klar, dass Wind und Wellen gegen uns waren - kreuzen war angesagt. Aber Wind und Wellen wurden immer bissiger  - und die Gitti kam immer weiter vom Kurs ab. Obwohl der Wind nur moderat mit 4-6 Bf boeig vor sich hinpfiff warf die groteske Kreuzsee vor der Förde das Schiff immer heftiger von einer Seite auf die andere. Zu dem zickigen Wind und den hohen Wellen gesellten sich nach und nach immer mehr dunkle Wolken. Nachdem erst das halbe Inventar aus den Regalen gesprungen war, warf es auch die Frau letztlich aus dem Bett. Angeschlagen von einer Zerrung im Fuss nach einem Sturz am Vortag schaffte sie es nicht aus der Kabine.
Es war kein Ankommen gegen die Wellen, und so setzten wir die Maschine ein, um die Segel zu unterstützen. Aber schon nach kurzer Fahrt in den Wellen verweigerte der Motor den Dienst - der Tank war nicht voll genug und so wirbelten wohl Ablagerungen im Tank auf (es wird doch keine Dieselpest sein?) und blockierten kurzfristig die Dieselzufuhr. Also wieder nur mit Segeln - und einem abgeschwächterem Kurs.
Für die 15 Meilen nach Sonderburg benötigen wir bei guten Verhältnissen ca. drei Stunden. Heute waren es sieben.

Der Abschluss der Fahrt dann wieder in Schleswig - diesmal bei einem Pannfisch. Das Auge isst ja bekanntlich mit.