Schlei - Sonderburg - Kiel - Strande

(27.7. bis 15.8.2022)

Geplant war Kopenhagen... und diesmal in 3 statt 2 Wochen - aber erst war die Anreise 4 Tage verzögert, dann gab es Flaute 3 Tage - die wir erst mal in Kappeln ausgesessen haben. Faulenzen, Lesen, ein paar Näharbeiten an der Kuchenbude. Damit war die erste Woche des erweiterten Plans schon mal dahin...
Ein neuer Plan mußte her. Sonne und 26 Grad in Sonderburg... das klingt nach einem ersten Ziel.
Sonderburg ist schon so etwas wie unser zweiter Heimathafen. Wir liegen im Lystbadehavn - nicht in der Stadt. Das Pfeifen vom Wind in den Masten ist charakteristisch für Sonderburg. Es verstummt nur selten. Der Badestrand vor der Tür - nach Norden die Promenade zur Stadt, nach Süden schöne Wege zum Wandern, Radfahren oder um einfach an der Küste zu bummeln.
Noch waren wir unschlüssig, wie wie die Urlaubstage verbringen. Wir entschlossen uns dann für die ruhige Variante... ein paar Tage baden in Dywig, dann unseren Ältesten samt Freundin einsammeln und einen Bootsausflug machen. Soviel zum Plan...

Die Fahrt nach Sonderbrug verlief ruhig - raumer Wind, Sonnenschein, ein relativ glattes Meer. Sonderburg selbst hat uns zwei Tage aufgehalten - ein wenig mit dem Standup paddeln, schwimmen, Eis essen... in die Stadt wandern - mit einer Pause am Kiosk am Strand. Dann kam der Tag zum Aufbruch nach Dywig.

Der K-os-Tag

Es begann harmlos mit der Kaffeekanne. Der Kaptiän vergaß das Wasser in der Espresso-Kanne, die dann gemütlich auf dem Gasherd vor sich hin schmolz. Der Schaden war - bis auf die Kanne - nicht allzu groß. Aber Sonntag. Und die quälende Frage... kennen die Dänen überhaupt Espresso-Kannen? Und verkaufen die sowas am Sonntag?
Ein erster Lichtblick: der letzte verkaufsoffene Sonntag der Saison.. und nach einem Marsch durch JEDEN noch offenen Laden endlich ein Grabbel-Shop im 1-Euro-Stil, die tatsächlich so eine Kanne hatten. HA! Der Tag ist gerettet...
Also bis zum Ablegen. Kaum unterwegs leckte das neue Klo. Ungläubig habe ich das mir das näher angesehen... die Rückleitung aus dem Fäkalientank hatte wohl eine falsche Schelle... Was ein Sch...! Nicht lange gefackelt und selbstschweissendes Klebeband in rauhen Mengen um das Rohr gewickelt. HA! Der Tag ist gerettet...
Also bis zum Anlegen. Eine letzte freie Steckdose - schwubs gesteckt und  - tja: nicht kein Strom nix... Erst dache ich, ich hätte mal wieder Pech - aber bei Gesprächen unter Seefahrern stellte sich heraus, dass auch andere in die (hohle) Röhre schauten. Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis der Ehemann der Hafenbetreiberin aus dem Mähdrescher geschält war und mit Prüflampen und Telefon bewaffnet am Steg eintraf. Gewissenhaft prüfte er jede Steckdose - immer mit einem Kontrollanruf bei seiner Frau in der Sicherungszentrale. Es dauerte gefühlt einen ganzen Tag, bis er alle Anschlüsse durchgemessen hatte. Alle? Nein, ein kleines Kabel am Ende des Steges leistete keinen Widerstand - im Sprachgebrauch vonElektrikern auch Kurzschluß genannt. Ich muß nicht erwähnen, welches Boot das war...
Also das Kabel geflickt, frisch angeschlossen.. HA! Der Tag ist gerettet...
Also bis zum Abend. Meine Frau, von den Strapazen des Tages erledigt, schlummerte bereits in der Koje im Bug, während ich noch ein wenig bei der Törnplanung und den Wetterberichten zu entspannen versuchte. Der Lichtschein aus der Achterkajüte ließ mich aufsehen - wer war denn in der Achterkajüte gewesen?? Ich hob den Deckel an und sah die Flammen aus der Kühltruhe züngeln. Mit lautem Geschrei rief ich meine Frau aus dem Reich der Träume und verlangte nach der Löschdecke... HA! Dieser Tag war einfach nicht zu retten...
Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich auch schon geschlafen hätte. Wir haben zwar Warngeräte in der Kabine vorn, aber bis die angeschlagen hätten, wäre das Boot wohl schon verloren gewesen.

Am nächsten morgen fuhren wir ausgelaugt und desillusioniert nach Sonderburg zurück. Wir sehnten uns nach einem sicheren Hafen.


Die Reise nach Süden

In Sonderburg erfuhren wir dann am Donnerstag, daß unser Ältester schon einen Tag früher eintreffen würde. Es stellt sich auch passend heraus, da wir in einem Nebensatz erfuhren, dass er am Sonntag in Kiel seinen Zug kriegen wollte - gegen 11.00. Unser geplanter kleiner Ausflug mußte spontan zu einem 40 Seemeilen-Törn umgearbeitet werden - mit zwei Landratten ohne jegliche Bootserfahrung eine anspruchsvolle Aufgabe. Wir entschieden uns, am Freitag bis nach Schleimünde zu fahren, um die Strecke zu halbieren. Außerdem sollte der Wind am Samstag dermaßen auffrischgen, dass unsere beiden Passagiere wohl keine 9 Stunden durchgehalten hätten. Die Reise nach Schleimünde wurde zur Hälfte mit dem Spinnacker und zur Hälfte mit der Maschine zurückgelegt. Die Windstille vor Hauch.
Schleimünde war wie immer eine Reise wert. Der entschleunigende Faktor der abgeschnitten liegenden Halbinsel wird nur tagsüber durch die häufigen Touristendampfer mit jeweils 13.5 Minuten Aufenthaltszeit getrübt.
Beim Abendessen in der Giftbude lernten wir noch Cord und Sabine kennen - zwei Bremer auf dem Weg in die Heimat.


Schleimünde im Abendlicht mit Regenbogen

Am nächsten Tag ging es dann mit bis zu 6.2 Knoten bei raumen Wind Richtung Kiel. Erwartungsgemäß mit einer heftigen Welle vor der Eckernförde. Aber die Mannschaft hielt sich tapfer.
Den Abend beschlossen wir in Kiel Stickenhörn - wieder neben Cord und Sabine, wie wir belustigt festellen mußten. Wir machten einem Spaziergang  mit unseren Gästen nach Holtenau, wo wir am Kai in einer "üblen Spelunke" ein hervorragendes Abendessen beim Sonnenuntergang genossen haben.

Kurs Nord, klar zum Ankern

Nachdem unsere Gäste uns verlassen hatten - übrigens das erste Mal mehrere Tage mit 4 Leuten an Bord - räumten wir erst mal alles zurück und machten uns wieder breit. Mit einem Zwischenstop in Strande, wo wir die letzte Box des Hafens erwischten, fuhren wir über Kappeln (Eisessen und Proviantaufnahme) zur Liebesinsel (Kieholm in der Schlei zwischen Lindaunis und Missunde) wo wir noch 2 Tage ankerten und die Seele baumeln ließen.

Die Gitti vor Anker - Sonne, glattes Wasser und die Bucht für uns

Insgesamt eine schöne Tour - trotz des K-Tages. Und mit dem neuen Rigg auch eine Freude beim Segeln.